Zur Leuchtpflanze Ars Electronica – Stürmer…
Sind “Genpflanzen” gefährlich?
Oftmals hört man das Halbwissen, genveränderte Organismen seien grundsätzlich gefährlich.
Hier mal ein möglichst objektiver Blick darauf.
DNA an sich ist nur ein abstrakter Code für den Stoff, das Genprodukt. DNA ist völlig unbedenklich zu essen, wir nehmen mit der Nahrung täglich mehrere Gramm davon auf. (Schreibt man das Rezept für ein Gift auf ein Blatt Papier, ist das Papier deswegen auch nicht giftig)
Die viel zitierte Giftigkeit von GMOs muss also in den Genprodukten liegen.
Nun hat aber jede transgene Linie ein anderes Gen (oder einige wenige Gene) – daher muss man jede Sorte einzeln betrachten, man kann also nicht pauschal sagen, GMOs seien gefährlich (aber auch nicht das Gegenteil!)
Mal vorweg: Auch die Genprodukt (Proteine) sind im Großteil der Fälle völlig unbedenklich.
Hier möchte ich drei negative Beispiele für genveränderte Pflanzen bringen:
*Eine bekannte und gefürchtete Gen-Firma* hat unter anderem Maispflanzen ein bakterielles Gen eingesetzt, dessen Genprodukt ein Insektengift ist (Bt Toxin). Eine Pflanze, die ihr eigenes Insektengift erzeugt – ich würde das nicht essen! Genau so kommen aber auch Tollkirschen und Fliegenpilze in der Natur frei vor, die erzeugen auch Toxine.
Die standard – genveränderte Pflanze hat eine Resistenz gegen Herbizide/Pestizide eingebaut. Mit diesen Giften kann man dann das Unkraut abtöten. Reste der Pestizide befinden sich dann auf/in den Pflanzen und im Boden, wo sie Insekten (bekannter Fall – die Bienen) töten. Aber, in diesem Fall wird mir jeder zustimmen – es ist der Bauer, der das Gift spritzt! Dafür kann die Genpflanze nichts, und ist nicht zu verurteilen. Dass Reste der Pestizide dann Allergien oder schlimmeres auslösen, liegt nicht an den Genpflanzen. Kann sein, dass der Konsum dieser Genpflanzen dann Krebs auslösen kann – aber, wie gesagt, nicht weil die Pflanze „transgen“ ist.
Es gibt bakterielle Gene, die Schwermetallresistenzen vermitteln. Dadurch kann die Pflanze auf kontaminierten Boden wachsen, wo Pflanzen ohne diese genetische Veränderung schon längst absterben. Allerdings nimmt die Pflanze mit dem Wasser die Schwermetalle auf und lagert sie in den Blättern, Stamm etc ein. Dass der Verzehr dieser Genpflanze nicht gesund sein kann, dürfte jedem klar sein. Wieder ist es aber nicht die Tatsache, dass die Pflanze eine Genpflanze ist.
Schlussendlich ein positives Beispiel:
In vielen Entwicklungsländern ernähren sich Menschen von Reis. Vitamin A Mangel ist dort weit verbreitet, obwohl die Schale vom Reis doch Vitamin A enthält. Jedoch wird das Korn routinemäßig automatisch geschält, bevor es verkauft wird. Darum wurde an Golden Rice gearbeitet, da wollte man den Stoffwechselweg, der Vitamin A erzeugt auch in dem Reiskorn selbst aktivieren. DNA ist völlig ungefährlich. Der Stoffwechselweg und die beteiligten Enzyme sind bekannt, und kommen in vielen Pflanze und in Bakterien vor – sind also garantiert unbedenklich.
Wäre es nicht unmoralisch, den armen Menschen in den Entwicklungsländern „Golden Rice“ vorzuenthalten, nur weil man abergläubisch nachbetet „Gen ist gefährlich“ – so wie es die Medien vermitteln?
Oder unsere Leuchtpflanzen: die Lux Gene werden routinemäßig in Labors rund um die Welt verwendet, Millionenfach in Bakterien und tierischen und menschlichen Zellen. Deren Genprodukte sind bewiesenermaßen völlig ungiftig.
Eine Aussage, die immer wieder kommt, ist „diese Pflanzen sind doch unnatürlich“ und „da entstehen nie zuvor dagewesene Genkombinationen, die man nicht beherrschen kann“.
Ein Apfel hat in etwa 57000 Gene. (Aber nicht einmal „Geschwister“ haben die selbe Genkombination, einer hat vielleicht 57012 und ein anderer nur 56998 Gene).
Wenn man zwei Apfelsorten miteinander kreuzt, dann entstehen bei der sexuellen Fortpflanzung auch nie zuvor dagewesene genetische Neukombinationen. Gene werden gelöscht, neue hinzugefügt, Gene mutieren, der Leserahmen wird verschoben, Retrotransposons editieren das Genom, springende Gene hüpfen umher, und und und.
50% des Genoms (Genom = Summe aller Gene) – oder mehr – werden völlig unbeherrschbar neu rekombiniert. Das passiert jeden Tag in der Natur Millionenfach, seit vielen hunderten Millionen Jahren.
Klingt doch gefährlich, oder?
Trotzdem, hat jetzt jemand Angst, in einen Apfel zu beißen, nur weil er giftig geworden sein könnte (und es besteht eine reale Gefahr dazu, nur halt sehr sehr klein)? Die Erfahrung lehrt uns, dass wir uns darum keine Sorgen machen müssen.
Bei Genpflanzen fügt man übrigens nur wenige Gene hinzu, 99,99% des Genoms bleiben gleich – klingt das nicht sogar sicherer, als die „natürliche“ sexuelle Fortpflanzung?
Hinzu kommt, die Wahrscheinlichkeit, dass das Genprodukt eines Genes durch eine Mutation giftig wird, nahezu unendlich klein. Meistens wird sein Genprodukt nur unfunktionell. Noch dazu ist die Wahrscheinlichkeit einer Mutation überall gleich, dh es ist statistisch viel Wahrscheinlicher, dass eines der 57000 „natürlichen“ Gene mutiert, als das eine „neue Gen“.
Hier ist eine Analyse zu einem Fisch, der unter UV-Licht leuchtet. Dieser ist einigen Ländern (darunter USA und Asien) frei im Handel erhältlich.
http://www.genomicgastronomy.com/zebrafishdocuments/Hackett%20Analysis%20of%20Fluorescent%20Tropical%20Fish.pdf
Ein Auszug der grundsätzlichen Aussagen, die man auch auf unsere Leuchtpflanzen ummünzen kann:
– Durch das Leuchten verbrauchen sie unnötig Energie, wodurch sie von wilden Sorten schnell überwuchert werden. Außerdem können sie sich dadurch nur langsamer fortpflanzen.
– Käfer werden vom Leuchten möglicherweise angelockt, und fressen sie eher.
– Falls sie sich wider Erwarten doch in großem Maßstab ansiedeln könnten, ginge auch keine Gefahr von ihnen aus. Leuchtende Gene und Genprodukte kommen in Pilzen, Glühwürmchen, Bakterien in der Natur vor, seit Millionen von Jahren. Setzt man die Gene in eine Pflanze ein, kommt ja genau das selbe Genprodukt heraus (der Code lässt ja nichts anderes zu; außerdem würde sie ja sonst nicht leuchten).
– Mit der Nahrung nehmen wir täglich 100.000.000.000.000 Gene auf. Offensichtlich schafft es keines davon in unser Genom, denn würden eines eingebaut und würde unsere Gene stören, hätten alle Menschen schon längst Krebs. Ob die Gene dabei von „natürlichen“ Organismen oder GMOs stammen, ist dabei unerheblich, weil das Transgen ja fixer Bestandteil der DNA ist.
Mark Lynas spricht von einer Veschwörungstheorie gegen GMOs, und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr stimme ich zu. http://www.marklynas.org/2013/04/time-to-call-out-the-anti-gmo-conspiracy-theory/
Ja – es gibt diese potenziellen gefährlichen “Monsantopflanzen”. Die werden nur aus Profitgier erzeugt, ohne Rückischt auf die Umwelt. Es gibt aber auch (tausend Mal mehr) gute Anwendungsbeispiele – Medizinerzeugung, Biosprit, Bekämpfung des Klimawandels, … Nur weil es im Internet viel Betrug gibt, verbiete ich nicht alle Computer und lebe wieder in der Steinzeit. Natürlich kann man argumentieren, er will sein Buch verkaufen, darum muss er polarisieren. Aber seine Argumente sind, wenn man in Biotechnologie und/oder molekularer Biologie eingelesen ist, nicht von der Hand zu weisen…
Kommentare und Fragen gerne an stuermer.bio@hotmail.com